Eine aufmerksame Familie aus Kocherbach hatte sich an uns gewandt: ihr war eine sehr rundliche Kätzin in ihrem Garten aufgefallen, die den Anschein erweckte, trächtig zu sein. Es gelang sehr schnell, die neugierige Katze mit einer Falle zu sichern, und so konnte sie direkt am Dienstag, den 30.04.2019 auf unsere Pflegestelle gebracht werden, um hier in Ruhe ihre Jungen auf die Welt zu bringen. Aufgrund ihrer Körperfülle war bereits klar, dass die Geburt der Kätzchen nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen würde.
Bereits in der Nacht zu Mittwoch wurde Minerva unruhiger, maunzte viel, frass kaum mehr, und zeigte sogar ansatzweise, dass sie Menschen doch nicht so ganz ablehnend gegenüber steht. All diese Verhaltensweisen intensivierten sich ab Mittwochabend derart, dass ich beschloss, die Nacht auf jeden Fall bei der werdenden Mutter zu verbringen, um gegebenenfalls eingreifen oder helfen zu können, wenn sie es zulässt.
Die ganze Nacht über verstärkten sich Minervas Wehen; immer wieder redete ich beruhigend auf sie ein, forderte sie auf, zu mir zu kommen, was sie auch tat. Sie beschnupperte mich, wollte allerdings nicht angefasst werden, ging wieder, legte sich an meine Füße und tigerte wieder weiter. Dann war klar, dass es los gehen würde. Es war 2:45 Uhr in der Nacht. Ich rief meine Kollegin hinzu, die kurze Zeit später hier eintraf, um uns mit ihrer Erfahrung zu unterstützen. Als erstes ließ sich ein kleines Schwänzchen und ein Katzenpfötchen sehen – eine Steissgeburt, die für die Mutter schwierigere Variante, stand uns bevor. Glücklicherweise konnte man davon ausgehen, dass es nicht die erste Geburt war, die diese Katzenmutter durchstehen musste – aber, da sind wir uns sicher, ihre letzte! Da Minerva schon in den letzten 24h kaum geschlafen hatte, war sie recht erschöpft, obwohl das kleine Kerlchen noch nicht ganz auf der Welt war. Als sie dann auch noch anfing zu kreiseln und Gefahr bestand, dass die Beinchen des Neugeborenen gegen die Wand gedrückt würden, entschlossen wir uns, einzugreifen. Ich hielt die Katzenmutter fest, und meine Kollegin half dem Kleinen sanft mit der nächsten Presswehe auf die Welt. Minerva kümmerte sich sofort um ihr Junges, entnabelte es und schleckte es sauber. Das kleine Kerlchen machte sich dann auch sogleich auf den Weg zur Milchbar, und beide verschnauften, bevor ein weiteres Geschwisterchen zur Welt kam. Auch dieses Mal war es wieder eine Steissgeburt, so dass wir auch hier unterstützend eingreifen mussten, denn das zweitgeborene Kätzchen war nochmal fast 15g schwerer als das erste. 117g und 130g brachten die beiden auf die Waage, was ein mehr als stattliches Gewicht für neugeborene Katzenkinder ist – allerdings sind sie ja auch nur zu zweit. Auch das zweite Kätzchen fand schnell den Weg an Mamas Bauch und nahm die ersten Schlückchen Milch zu sich. Die Katzenmutter war so erschöpft, dass sie sich unsere Streicheleinheiten gerne gefallen ließ und mit wohligem Schnurren antwortete. Hoffen wir, dass sie uns auch in den nächsten Tagen so wohl gesonnen begegnen wird…….